Jeden Tag ein Überraschungskonzert

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Auch in diesem Jahr findet wieder eine der beliebtesten Jenaer Veranstaltungen zur Weihnachtszeit statt: der Musikalische Weihnachtskalender – oder kurz: MuWeiKa! Jeden Tag vom 01. bis zum 23. Dezember in 23 verschiedenen Locations, jeden Tag eine geheime Band und am Ende gehen alle Einnahmen an einen guten Zweck. Wir trafen uns mit Initiator Christian Grötsch und schauten einmal hinter die Kulissen des kulturellen Advents-Highlights.

Wer in den letzten Jahren im Dezember gegen 18 Uhr in der Jenaer Innenstadt unterwegs gewesen ist, dem dürfte es aufgefallen sein: jeden Tag um dieselbe Zeit, aber immer an einem anderen Ort, ist mächtig was los! Der Musikalische Weihnachtskalender – der Einfachheit halber gerne einfach nur MuWeiKa genannt – hat ein neues Türchen geöffnet und in den nächsten 20 Minuten folgt ein Konzert einer Überraschungsband bei Glühwein, guter Laune und, wenn das Wetter mitspielt, weihnachtlich-winterlichem Schneetreiben.

Der MuWeiKa mit der Band Paolo Macho am 17.Dezember 2023 vor dem Daheme in Jena.
Foto: Dajana Golke / Dajana Fotodesign

Doch wie ging das alles eigentlich los? Christian Grötsch, Initiator des MuWeiKas, erinnert sich zurück bis in seine Studienzeit: „Das Konzept ist keine Erfindung von mir. Als ich noch studierte, habe ich meine Frau in Dresden kennengelernt. In der Dresdner Neustadt gab es den Musikalischen Weihnachtskalender bereits auch schon unter diesem Namen. Dieser unterstütze Nachwuchsbands, indem nach dem Konzert der Hut herumging und das Geld der jeweiligen Band zu Gute kam. In unserer Jenaer Neuauflage geht jeder Euro der Einnahmen durch unseren gleichzeitig stattfindenden Glühweinverkauf aber an einen guten Zweck. Zudem wollen wir natürlich auch einen schönen Abend haben und Jena während der Weihnachtszeit zu einem noch schöneren und liebenswerteren Ort machen.“

Und so geht der MuWeiKa mittlerweile in sein neuntes Jahr – aus bekannten Gründen musste er 2020 und 2021 allerdings pausieren. Auch 2024 wird wieder jeden Tag ein Türchen für den guten Zweck geöffnet, die Spenden werden diesmal für den AndersGleich e.V. gesammelt. Der Verein aus Jena-Süd arbeitet unter dem Motto „Freizeit kennt kein Handicap“ und möchte inklusive Angebote schaffen, damit jede Person die Möglichkeit bekommt, seine oder ihre Freizeit uneingeschränkt genießen zu können. So organisiert der AndersGleich e.V. unter anderem die inklusive und barrierefreie Party „Pink Submarine“ im Kassablanca oder lädt Menschen mit und ohne Einschränkungen zu gemeinsamen Gruppenbesuchen ins Kino oder auf Konzerte ein. „Wir versuchen immer ein bisschen das Ohr auf der Straße zu haben, wer oder was aus Jena gerade dringend Unterstützung braucht“, erklärt Christian Grötsch und hat noch einen kleinen Tipp parat: wer nicht persönlich am MuWeiKa teilnehmen kann, aber trotzdem etwas Geld spenden möchte, findet auf der Internetseite des MuWeiKa einen entsprechenden Spendenlink.

Und welche Läden machen mit in diesem Jahr? Zu finden sind die Locations – von Friseurgeschäften über Cafés bis hin zu Museen – natürlich jederzeit auf den entsprechenden MuWeiKa-Seiten im Internet. Oder Sie halten nach den MuWeiKa-Plakaten im gesamten Stadtzentrum Ausschau. Auf diesen sind alle Veranstaltungsorte mit ihrem jeweiligen Datum gut zu erkennen. Was hingegen nicht auf den Plakaten und im Internet zu finden ist, sind die Bands – denn diese bleiben immer bis zum Tag der Türchenöffnung geheim. „Das ist natürlich der Sinn und auch der große Reiz hinter einem Überraschungskonzert“, lacht Christian Grötsch. Und die Besucherzahlen geben ihm in dieser Hinsicht vollkommen Recht: Über die Jahre hat sich der Muweika als feste Veranstaltung etabliert und erreicht mittlerweile fast jeden Tag eine stattliche Zuhörerzahl: gut 300 Leute sind da schon mal mit dabei – und wenn die Band etwas bekannter ist, geht diese Zahl auch gerne noch etwas weiter nach oben.

Am 12. Dezember 2023 war der MuWeiKa bei Fräulein Meier in der Wagnergasse zu Gast.
Foto: Dajana Golke / Dajana Fotodesign

Das hat allerdings auch zur Folge, dass nicht jeder Laden, der gerne beim MuWeiKa mitmachen möchte, am Ende auch teilnehmen kann. „Mit dem Platz für die circa 300 Menschen muss einfach gerechnet werden, schon aus Sicherheitsaspekten. Zudem muss die Location verkehrsberuhigt und natürlich auch innenstadtnah sein. Das sind eigentlich die drei wichtigsten Kriterien, die erfüllt werden müssen – sonst würden die Konzerte nicht funktionieren. Es wäre der ganzen Sache nicht dienlich, wenn wir jeden Abend auf Grund der hohen Besucherzahlen eine ganze Straße blockieren würden. Schließlich wollen wir den MuWeiKa noch einige Jahre weiter veranstalten.“

Doch nicht nur die Zahl der musikbegeisterten Gäste ist im Laufe der Zeit gestiegen. Auch die Zahl der Leute, die im Hintergrund fleißig mithelfen, um den MuWeiKa Jahr für Jahr auf die Beine zu stellen, ist inzwischen beachtlich groß. „Das sind gut und gerne 60 Leute, die bei uns mitmachen. Der eine kann ein Mischpult bedienen, der nächste erklärt sich als Fahrer bereit, wieder andere übernehmen Auf- und Abbau von Bühne und Technik, andere schenken den Glühwein aus und heutzutage sind natürlich auch Social-Media-Leute mit an Bord. Da kommt inzwischen ganz schön was zusammen.“

Logo: MuWeiKa

Auch die Liste der Musiker und Musikerinnen wächst stetig. In diesem Jahr haben sich über 60 Bands beworben, um Teil des musikalischen Weihnachtskalenders sein zu können. „Wir haben aber nur 23 Türchen“, musste Christian Grötsch leider vielen der Musiker und Musikerinnen eine Absage erteilen. „Manchmal versuchen wir, auch zwei Bands an einem Abend spielen zu lassen. Wir möchten eine interessante Mischung aus bereits bekannten MuWeiKa-Bands sowie Nachwuchskünstlern bieten. Und auch musikalisch gehen wir offen heran: wir haben schon Chöre im Kalender dabei gehabt – und am nächsten Tag spielte dann eine Punkrockband.“

Ein wichtiger Punkt des MuWeiKas ist die Nachhaltigkeit. Um nicht unnötig viele Einwegbecher für die Glühweine zu verbrauchen, bitten die Veranstalter darum, eine eigene Tasse zu den Abenden mitzubringen. Das spart jede Menge Müll – bei ungefähr 300 Gästen pro Türchen eine absolut sinnvolle Anregung. Oder man kauft sich einfach eine der in jedem Jahr erscheinenden MuWeiKa-Tassen und hat diese immer parat. Doch dazu muss man schnell sein: die limitierten Trinkgefäße sind erfahrungsgemäß schnell vergriffen – so um den achten Dezember wird es meist schon richtig knapp. Also: Tasse schnappen, Musik genießen und Glühwein schlürfen für den guten Zweck! Jeden Tag um 18 Uhr geht es los!

Alle weiteren Infos sowie die tagesaktuellen Veranstaltungsorte sind zu finden unter www.muweika.de, www.facebook.com/muweika und auf Instagram unter @muweika_jena!

Dieser Artikel erschien in Ausgabe Nr. 165 im Stadtmagazin07.