Wie ein Fenster in die Vergangenheit

504

Die neue Ausstellung des Stadtmuseums Jena zeigt historische Fotografien der Fotografendynastie Bischoff aus der Zeit von 1871 bis 1946.

Am 1. April 1905 kündigte der Fotograf Alfred Bischoff der Jenaer Öffentlichkeit die „Geschäfts-Eröffnung“ für sein „modern eingerichtetes Photographisches Atelier“ am Johannisplatz 25 an und fügte hinzu, er sei „in der Lage, allen der Neuzeit entsprechenden Anforderungen, selbst den verwöhntesten Ansprüchen gerecht zu werden“. Zu seinen Spezialitäten zählten Landschafts- und Porträtaufnahmen „in lebenswahren Bildern“ – letztere bei Tageslicht im neuen Glasstudio, nach Eintritt der Dunkelheit bei elektrischem Licht.

Alfred Bischoff bei Außenaufnahmen mit Kamera und Stativ.
Foto: © Stadtmuseum Jena

Bereits Alfreds Vater Bernhard Bischoff war seit 1871 in Jena als Fotograf tätig – seit 1877 am Johannisplatz 25, wo Sohn Alfred nach umfangreichen Umbaumaßnahmen 1905 neu eröffnete. Seitdem war das Fotoatelier Bischoff mit mehr als sechs Fotografen in der Familie, darunter zwei Frauen, ein dreiviertel Jahrhundert lang eine feste Institution in Jena und ein Ort mit langer fotografischer Tradition und Kontinuität. Die Ausstellung gibt mit historischen Dokumenten einerseits einen privaten Einblick in die Familiengeschichte der Bischoffs als Teil der Jenaer Stadtgeschichte, andererseits steht ihr vielfältiges fotografisches Wirken samt Bildretusche und Werbestrategien sowie die frühe analoge Glasplattenfotografie im Fokus. Dabei veranschaulichen eigentümlich präsent anmutende Porträts auf lebendige, teilweise amüsante Art und Weise die Inszenierung der frühen Atelierfotografie.

Aufnahmen von einem Jena und seiner Umgebung aus vergangenen Tagen erscheinen zudem mal sehr vertraut, mal faszinierend unbekannt. Zu entdecken gibt es die Jenaer Innenstadt von vor 100 Jahren, die nähere Umgebung der Stadt mit dem Fuchsturm oder dem alten Lobeda und touristische Ausflugsziele im weiteren Umkreis, wie die Dornburger Schlösser oder die Rudelsburg samt Burg Saaleck.

Haus und Foto-Atelier Bischoff am 27. Juli 1929.
Foto: © Stadtmuseum Jena

Außerdem wird das Geheimnis gelüftet, was es in der Ausstellung mit dem Fußabdruck im Sand auf sich und was dieser mit Fotografie-Theorie zu tun hat…

„Wie ein Fenster in die Vergangenheit. Fotografien der Jenaer Fotografenfamilie Bischoff“: Die Ausstellung ist im Rahmen eines zweijährigen Volontariats als Abschlussprojekt entstanden. Sie ist vom 4. Februar bis 24. April 2022 (Di – So jeweils 10 – 17 Uhr) im Stadtmuseum zu sehen. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Begleitband erschienen. Weitere Informationen sind erhältlich unter www.stadtmuseum-jena.de!

Text: Carolin Haase
Dieser Text erschien in Ausgabe Nr. 136 des Stadtmagazins 07.