Winterzeit ist Lesezeit. Teil 4

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Das Patentrezept für jeden müßigen Wintertag? Ein behagliches Plätzchen, eine warme Kanne Tee und natürlich: ein gutes Buch. Sollte es Ihnen dabei noch an geeignetem Lektürematerial mangeln, wir hätten da noch ein paar Leseempfehlungen – die wir gern mit Ihnen teilen. 

Mäandernd, strömend, funkelnd: Stefan Schomanns „Vom Wesen der Flüsse“

Flüsse umgeben uns auf allen Kontinenten. Flüsse sind seit jeher Lebensadern und Geheimnisträger, Grenzscheiden und Handelswege, Wasserreservoire und Kraftorte. Sie bringen Fruchtbarkeit wie Zerstörung, wecken namenloses Unbehagen ebenso wie zehrende Sehnsucht. Flüsse faszinieren.

Auch Stefan Schomann, 1962 in München geboren, bereits mit mehreren Büchern und zahlreichen Reportagen, Portraits und Feuilletons in Erscheinung getreten, ist der Faszination dieser Wasserarme erlegen. Jahrelang ist er auf und an Flüssen gereist, hat sie in allen Größenordnungen kennengelernt – von mächtigen Strömen wie dem Amazonas bis hin zur beschaulichen Hase im Emsland. In Frankreich tauchte er in der Quelle der Sorgue, im Himalaja raftete er auf dem Trishuli zwischen steilen Felswänden, in Slowenien erkundete er Karsthöhlen, die die Reka gegraben hat, im südafrikanischen Pondoland begleitete er einen Seenotretter und am chinesischen Nu Jiang einen Vogelflüsterer. Ausgiebig frönte Schomann einigen der letzten Urlandschaften der Erde, durchstreifte dabei auch ihre mythologischen Gefilde – widmete sich den Flüssen des Paradieses ebenso wie denen des Totenreichs. Systematisch ist Schomann dabei eigentlich nie vorgegangen, von Reiselust und -laune hat er sich vielmehr quer über die Kontinente treiben lassen – frei nach dem Motto: immer dem Wasser nach!

Stefan Schumann: „Vom Wesen der Flüsse“
Galvani, 368 Seiten (geb.)
Bild: Verlag

All diese wasserreichen Erzählungen mäandern und strömen elegant, detailreich und sprachlich funkelnd durch sein Buch „Vom Wesen der Flüsse“, gleichsam durchsetzt von philosophischen Betrachtungen, poetischen Beschreibungen und selbstironischen Berichten verschiedener Abenteuer, denen er sich gewollt-ungewollt bei seinen Flussbegegnungen ausgesetzt hat.

In 16 Reportagen aus den Jahren 1990 bis 2024, die zum größten Teil eigens für dieses Buch geschrieben wurden, ergründet Stefan Schomann die Eigenarten der jeweiligen Wasserläufe auf ureigene Art und weckt beinahe zwangsläufig auch in uns die Lust, es ihm gleichzutun und dem nächsten Fluss einen Besuch abzustatten. Sehr besondere, sehr lesenswerte Reisegeschichten.

Stefan Schomann: „Vom Wesen der Flüsse“

Galiani, 368 Seiten (geb.)