Der große Reiz des Abenteuers

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Tobias Schorcht ist Weltenbummler, Globetrotter – und vor allem Abenteurer. Über seine Reisen berichtet er inzwischen in Vorträgen und hat mit den „Abenteuertagen Jena“ sogar ein eigenes kleines Reisebericht-Festival ins Leben gerufen. Wer ihm zuhört oder mit ihm spricht, bekommt vor allem eines: Fernweh!

Eigentlich wollte Tobias Schorcht zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gar nicht in Deutschland sein, sondern den Sommer in den Anden verbringen, um sie der Länge nach zu durchqueren. Doch eine Rückenverletzung machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Ein Umstand, der einem Abenteurer wie ihm an den Nerven zerrt. Obwohl er pausieren muss, ist der Weltenbummler gut gelaunt – und trotzdem spürt man, wie sehr er darauf brennt, wieder hinaus in die Welt zu ziehen.

In der Natur war Tobias Schorcht jedenfalls schon immer unterwegs – und direkt nach dem Abitur brach er zu seinem ersten großen Abenteuer auf: „Nach meinem Schulabschluss 2011 habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in Taiwan in einem Kindergarten absolviert und war mit dem Zelt noch einen Monat auf den Philippinen. Dann ging es an die Heimreise nach Jena. Die habe ich trampend angetreten und dabei China, Mongolei, Russland und Skandinavien in drei Monaten durchquert.“

Tobias Schorcht in seinem gelben Gummiboot, welches er stets im Gepäck hat.
Foto: Tobias Schorcht

Anschließend begann der Weltenbummler ein Lehramtsstudium, aber stets pünktlich zu Beginn der Semesterferien ging es immer wieder los: einmal fuhr er mit dem Fahrrad zum Nordkap, ein anders Mal überquerte er zu Fuß die Alpen. „Alles Ausflüge in der Nähe“, wie Tobias Schorcht lachend berichtet. Und wenn während des Semesters der Abenteuerdrang zu groß wurde, dann ist er schnell mal den Rennsteig abgewandert, mit dem Kanu von Jena nach Berlin gefahren oder hat auf Skiern das Erzgebirge durchquert.

Irgendwann geht jede Studienzeit zu Ende – und Tobias Schorcht ist inzwischen ausgebildeter Lehrer für Geographie, Sport und Deutsch als Zweitsprache. Ruhiger geworden ist er deswegen aber nicht: „Ich bin immer zwischen Unterrichtsraum und Touren hin und her gependelt“, erzählt der Abenteurer. „Ich habe mein Referendariat an der Jenaplanschule absolviert und wurde gefragt, ob ich bleiben möchte. Das war eine schwierige Entscheidung: Die Schule ist großartig, das Kollegium klasse – aber ich hatte schon länger einen Traum. Ich wollte unbedingt Patagonien, den entlegenen Südzipfel Südamerikas, zu Fuß durchqueren. Am Ende habe ich mich dafür entschieden.“

In den folgenden fünf Monaten wanderte er quer durch Chile und Argentinien – bis auf der Südhalbkugel der Winter hereinbrach und er die Tour unterbrechen musste. „Also bin ich zurückgekehrt, habe den Sommer hier verbracht und gearbeitet und bin dann wieder nach Südamerika geflogen, um die Wanderung in weiteren vier Monaten abzuschließen.“

Nach seiner Rückkehr wollte Tobias Schorcht eigentlich wieder voll ins Berufsleben einsteigen – doch dann bekam er das Angebot, einen Vortrag über seine Tour zu halten. „Ich habe mich bei den Discovery Days in der Schweiz beworben, einem der größten Festivals für Outdoor-Vorträge. Dort sitzen auch Veranstalter im Publikum, die einen buchen, wenn ihnen der Vortrag gefällt. Offenbar war das bei mir der Fall – und so bin ich irgendwie in die Veranstaltungsbranche hineingerutscht“, erzählt der Globetrotter schmunzelnd.

Abenteurer Tobias Schorcht unterwegs.
Foto: Tobias Schorcht

Dieses „Hineinrutschen“ hat inzwischen – mit Unterstützung seiner Mitstreiter Robert Pauli und Robert Neu – zu einem eigenen kleinen Festival geführt: den „Abenteuertagen Jena“. Im Februar 2026 ist es wieder so weit: Vier spannende Vorträge erwarten die Gäste in der Kulturkirche Löbstedt. Außerdem gibt es einen Nachmittag ausschließlich für Kurzvorträge.

Zu jedem guten Abenteuer gehört übrigens eine exzellente Vorbereitung. „Alles andere wäre extrem fahrlässig. Vor einer großen Tour sollte man immer Respekt haben und alle Risiken so minimal wie möglich halten. Nur dann kann man das Abenteuer auch richtig genießen.“ In der Planung setzt sich Tobias Schorcht mit vielen Dingen auseinander: „Wo leben in der Region Menschen, wie sieht das Höhenprofil aus, wie schnell kippt dort das Wetter, gibt es einen Ausstieg wenn die Route unpassierbar ist, wie viel Kilometer schaffe ich am Tag, wo bekomme ich mein Frischwasser her? So eine Planung dauert schon einmal drei Monate.“ Und dann gibt es durchaus auch ein paar Tage, an denen der Entdecker keiner Menschenseele begegnet. „Für den Notfall habe ich ein kleines Satellitennavigationsgerät dabei – aber ob dann auch jemand in die abgelegene Region kommt, ist noch einmal eine ganz andere Geschichte.“

Womit wir beim Thema „brenzlige Situationen“ wären, die auch Tobias Schorcht schon erlebt hat. „Wenn ich über viele Stunden hinweg kein Wasser habe oder zwei Tage nichts zu essen, dann ist das für mich unangenehm – aber ich weiß, dass mein Körper das schafft. Da hat sich meine eigene Komfortzone im Laufe der Zeit schon ganz schön verschoben. Aber es gab auch Situationen, in denen es lebensgefährlich wurde. Einmal bin ich rückwärts vier Meter einen Felsen heruntergefallen und auf den Rücken geknallt, da hatte ich richtig Glück, dass ich mir keine Verletzungen zugezogen habe und die Sache glimpflich ausging. Ein anderes Mal bin ich mit meinem kleinen gelben Gummiboot, dass ich zur Überquerung von Flüssen und Seen nutze, in einem Fjord in einen Orkan geraten, weil ich eine falsche Information bezüglich der Wettersituation erhalten hatte. Der Orkan kam urplötzlich wie eine Wand, so schnell konnte ich gar nicht reagieren.“ Seitdem fragt Tobias Schorcht bei Überquerungen von großen Seen immer zu Hause nach, wann eine Überfahrt ungefährlich ist – denn dort sitzt die Familie und beobachtet via Satellit das Wetter am anderen Ende der Welt.

Und der nächste Plan? Der steht natürlich schon fest: „Mit dem Fahrrad von Santiago de Chile nach Bolivien durch die Atacama-Wüste.“ Na, wenn es weiter nichts ist! Hoffen wir, dass der Rücken hält und einem neuen, spannenden Vortrag nichts im Wege steht!

Wer noch tiefer in Tobias Schorchts Erlebnisse eintauchen und mehr über die Abenteuertage Jena wissen möchte, findet alle Informationen auf seiner Homepage www.tobiasschorcht.com.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe Nr. 172 im Stadtmagazin07.
Teaserfoto: Tobias Schorcht