Ingmar Stadelmann: „Humor ist die letzte Superkraft der Menschheit“

12

Comedian Ingmar Stadelmann hat ein gutes – wenn nicht sogar das beste – Gegenmittel gegen die Polykrisen der Welt: Humor! Mit seinem Programm „Kommt ihr klar?“ macht er Ende Mai in Jena Halt, um gemeinsam mit seinem Publikum einen Ausweg aus den menschlichen Miseren der letzten Jahre zu finden. Doch warum ist es so wichtig, gemeinsam zu lachen?

Ingmar Stadelmann: Thematisch geht uns zumindest aktuell der Stoff nicht aus. Es ist genug da, worüber man Witze machen kann. Die Frage ist nur: wo fängt man am Besten an? Aber ja, die Welt scheint vollkommen verrückt zu spielen. Nicht umsonst habe ich mein Programm „Kommt ihr klar?“ genannt. Ich persönlich habe ja festgestellt, dass ich nicht so richtig klarkomme. Aber vielleicht kommt der eine oder andere ja noch mit (lacht).

Stadelmann: So ist es – und das ist fast schon ein Problem. Satiriker möchten ja überhöhen und Dinge überspitzen. Wenn man das heute macht, läuft man Gefahr, in einem halben Jahr von der Realität eingeholt zu werden. Und spätestens wenn die Realität die Satire überholt, ist es nicht mehr witzig – und das nicht nur auf Comedy-Ebene. Deshalb ist das Programm auch nicht tagesaktuell, sondern fächert die Miseren der Welt ein bisschen breiter.

Stadelmann: Ich halte Humor für die letzte Superkraft der Menschheit. Humor bringt Leute mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten zusammen. Das ist etwas, was wir auf Grund von Social Media mehr und mehr verlernen. Wir klicken schnell weiter, wenn uns etwas nicht gefällt. Und dann sind wir auf einmal drin in der eigenen Wohlfühl-Blase. Bei einem Comedy-Programm hingegen sitzen 200, 300, vielleicht auch mal 500 Leute in einem Saal und lachen gemeinsam. Vielleicht aus anderen Perspektiven, das mag sein. Aber das Lachen wird geteilt.

Mit Humor gegen die Polykrisen der Welt: Ingmar Stadelmann
Foto: Hendrik Gergen

Stadelmann: Wenn Menschen ein geschlossenes Weltbild entwickelt und somit keinen Blick mehr für die Außenwelt haben, ist der Drops meist gelutscht. Aber trotzdem lohnt sich die Frage: was ist passiert, dass jemand diese Ansichten bekommen hat? Dann stellt man schnell fest, dass dahinter meist eine gefühlsbetonte Komponente steckt. Nennen wir sie emotionale Unreife – diese reißt jede noch so gute Bildung in den Abgrund. Wenn man nicht weißt, woher die eigenen Ängste und Sorgen kommen und wie sie funktionieren, dann wird man anfällig für Realitätsfluchten.

Stadelmann: Nach der Corona-Pause war diese Tour für mich so etwas wie eine Bühnenrückkehr. Es ging langsam bergauf und die Hallen wurden wieder voller. Ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist. Der aktuelle Part der Tour ist deshalb wie eine Zugabe, an denen ich auch mal Orte besuche, in denen ich noch nie gewesen bin. Und da muss ich sagen: ich nehme keinen großen Unterschied in den einzelnen Regionen wahr. Die Grenze verläuft mehr zwischen Großstadt und Land. Wenn ich einen Berlin-Gag mache, dann lacht der Berliner und sagt: „Dit is’ jenau so, da haste absolut recht Ingmar“, während die Leute vom Dorf sagen: „Oh Gott, so will ich niemals leben!“. Eine Großstadt ist für Leute vom Land fast so etwa wie eine Dystopie – und andersherum ja auch. Den Unterschied merkt man schon.

Stadelmann: Ich freue mich wirklich auf meinen Besuch in Jena, die Stadt gehört zu den Orten, die ich zum ersten Mal mit meinem Soloprogramm besuche. Ich war bereits mit Nightwash da, gemeinsam mit dem Publikum hatten wir eine prima Zeit. Umso mehr freue ich mich, „Kommt ihr klar?“ auch noch einmal in Jena präsentieren zu können. Das wird richtig gut!

Interview: Michael Stocker

Ingmar Stadelmann – Kommt ihr klar?: am 24.05.2025 um 20 Uhr im F-Haus Jena. Tickets sowie weitere Informationen sind zu finden unter www.f-haus.de!

Dieses Interview erschien in Ausgabe 169 im Stadtmagazin 07.
Teaserfoto: Hendrik Gergen