Jedes Türchen ein Pläsierchen: Der Stadtmagazin 07-Adventskalender –

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Sie brauchen dieser dunklen Tage mal wieder frische Lektüreideen? Wissen wieder einmal nicht, was verschenken an Weihnachten? Ein Buch geht immer – und Vorschläge haben wir reichlich. Bis zum 24. Dezember öffnen wir hier täglich ein weiteres Türchen, um Ihnen eines jener Bücher mit dem besonderen Etwas vorzustellen, die dieses Jahr das Licht der Welt erblickt haben. Kommen Sie mit uns auf Adventslese – möglicherweise werden Sie ja fündig. Hinter Türchen Nr. 13 zum Vorschein kommt:

Bernd Brunner: »Das Buch der Nacht«

Bernd Brunner: „Das Buch der Nacht“
Galiani, 192 Seiten (geb.)

Streifzüge durch die Dunkelheit

Schon in mehreren Büchern hat der Berliner Autor Kultur- und Wissenschaftsgeschichte überaus zu- und eingänglich miteinander verbunden – in seinem jüngsten erzählenden Sachbuch widmet er sich einem Thema, das einem jeden von uns, der auf dieser Erde wandelt, zwangsläufig vertraut ist: der Dunkelheit der Nacht. In insgesamt 36 Kapiteln ‘beleuchtet‘ er in „Das Buch der Nacht“ all die verschiedenen positiven und negativen Seiten der uns begleitenden Dunkelheit, was mit uns passiert, wenn es Nacht wird, welche wechselnde Zuschreibung und Bedeutung der Nacht im Laufe der Menschheitsgeschichte schon zugekommen, wie etwa der Mensch im alten Rom die Nacht noch feierte, während er sie im nachfolgenden Mittelalter zu einem großen Angstbild stilisierte und dann, nach der Erfindung künstlicher Beleuchtung (die Elektrizität!), damit begann, eben dieser immer größere Anteile ‘abzutrotzen‘ – um heute, zumindest in den urbanen Räumen, in mitunter komplett erleuchteten Nächten zu leben, deren ‘Lichtverschmutzung‘ so umfassend ist, dass Mensch mit bloßem Auge kaum noch einen Stern am Nachthimmel ausmachen kann.

Natürlich finden darüber hinaus auch verschiedene philosophischen Aspekte der Nacht Eingang in Brunners fließende Betrachtungen: Wie einst das ‘Licht der Aufklärung‘ uns aus dem Dunkel der Unkenntnis gerissen hat, die Romantiker sich am Ende des 18. Jahrhunderts gezielt dem geheimnisvollen Dunkel der Nacht und der Erkundung all der Reize, die in dieser stecken, zugewandt hatten, wie irgendwann erste Nachtwanderer damit begannen, das Leben der Nacht im Detail zu erforschen und niederzuschreiben und wie schließlich dem modernen Menschen der Anbruch der Nacht zu einem Startsignal geworden ist, um eben die gesellig, feiernd oder gar ekstatisch ‘zum Tage zum machen‘.

Ergänzt um so manch erzählerischen Ausflug in die Welt der Mythen und des Aberglaubens sowie bereichert um die eine oder andere nächtliche Anekdote erwächst „Das Buch der Nacht“ zu einem erstaunlich facettenreicher, fesselnder Sachbuch-Schmöker, der allen Nachtfreunden, Nachschwärmern und Nachtgestalten zu einem wunderbar willkommenen Geschenk gereichen dürfte – und natürlich auch zu einer Buchempfehlung, die es sich unbedingt in den gerade sehr reich vorhandenen Stunden der Dunkelheit zu durchstreifen lohnt.