Lesestoff für die Dunkelzeit

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Mit dem anhaltenden Lockdown ist der Zugang zu kulturellen Angeboten außerhalb der eigenen vier Wände erneut empfindlich eingeschränkt – ein Umstand, der das Buch noch mehr als sonst in der dunklen Jahreszeit zu einer willkommenen Alternative werden lässt. Bei der Qual der Wahl der passenden Lektüre stehen wir natürlich gern hilfreich zur Seite — mit Büchertipps zu aktuellen Neuerscheinungen. Heute:

Benedict Wells: »Hard Land«

Das erste Mal Freundschaft, Liebe und Tod

Benedict Wells: „Hard Land“
Diogenes Verlag, 352 Seiten (geb.)

Benedict Wells scheint einer jener Autoren zu sein, bei denen man sich tatsächlich bedenkenlos jedes Buch kaufen kann. Warum? Benedict Wells vermittelt einem ein leider viel zu seltenes Vergnügen: Leserausch. Und das immer und immer wieder. „Becks letzter Sommer“ bot diesen, sein Weltbestseller-Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ erst recht und auch „Hard Land“, sein gerade erschienener neuer Roman, hält da bedenkenlos mit. Der Unterschied zu den Vorgängerromanen: Während jene ihm einfach so „passierten“, einfach geschrieben werden wollten, ist der neue Roman das Ergebnis einer selbst gestellten Sehnsuchtsaufgabe. Wells wollte einen jener mitreißenden, atemlosen, be- und verzaubernden „Coming of Age“-Romane schreiben, die die Unschuld der Kindheit und Jugend genauso wie deren Ende bzw. Transformation in etwas Neues zelebrieren. Und das ist ihm so gut gelungen, dass man sich geradezu in die Geschichte hineinlegen möchte: Es ist das Jahr 1985. Der 15-jährige Sam nimmt in den Sommerferien einen Job in einem alten Kino an – um dem Zwangsurlaub bei seinen Hinterwäldler-Cousins in Kansas zu entkommen, um etwas zu erleben, vielleicht Freunde zu finden und irgendwie auch, um dem ihm zutiefst peinigenden Anblick seiner krebskranken Mutter zu entkommen. Der Job erweist sich als wegweisend, als Tür in ein neues Leben: Er findet Freunde, hat die Tage und Nächste seines Lebens, verliebt sich und, ja, muss sich so mancher Probe stellen, die ihn, den unscheinbaren Außenseiter, letztlich binnen eines langen warmen Sommers in einen gereiften Menschen verwandeln… „Hard Land“ ist die perfekte Wohlfühl-Geschichte für den gerade gestarteten Frühling.