Begonnen hat Felix Meyer seine musikalische Karriere einst als Straßenmusiker. Als Sänger hat er sich in der deutschsprachigen Musiklandschaft längst etabliert, machte aber im Laufe der Jahre nicht nur durch seine eingängigen Lieder, sondern auch durch zahlreiche Zusammenarbeiten von sich reden – so wie jüngst mit dem Leipziger mondëna quartet, mit dem er nun in der Friedenskirche Jena gastiert.
Felix Meyer, es fällt ziemlich oft das Wort Liedermacher, wenn man sich mit ihnen und ihrer Musik beschäftigt. Auch das Wort Chansonier ist öfter zu vernehmen. Wie würden Sie sich denn selbst beschreiben? Als Sänger? Musiker? Oder eine Mischung aus allem?
Felix Meyer: Liedermacher trifft es schon ziemlich gut, obwohl das Wort offensichtlich gerade ein bisschen aus der Mode gekommen ist. Man verknüpft damit eher die Generation um Konstantin Wecker, Bettina Wegner oder Reinhard Mey. Was ich mit meiner Band mache, ist im weitesten Sinne auch Popmusik. Aber die Autorenschaft der Texte ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Liedermachens – und das ist bei uns auch so. Zudem denke ich, dass der Begriff auch Liedschaffende wie Sarah Lesch, Dota Kehr, Max Prosa und viele mehr unter einem Dach vereint. Diese musikalischer Familie finde ich sehr schön. Es gibt da eine Bewegung von Leuten, die sich mit der Gesellschaft befassen wollen, wie auch immer man sie nennt.
Im November sind Sie mit dem Leipziger mondëna quartet in der Friedenskirche Jena zu Gast. Wie kam die Zusammenarbeit mit den vier Musikerinnen aus dem Bereich der Neoklassik zustande?
Felix Meyer: Wir waren während der Pandemie auf der Suche nach einer neuen Gitarrenbesetzung. Von verschiedenen Seiten wurde uns Norman Daßler empfohlen, ein hervorragender und begehrter Musiker. Zwischen uns allen hat das sofort funktioniert und wir reisen seitdem viel zusammen. Norman wiederum hatte in verschiedenen Formationen mit Shir-Ran Yinon vom mondëna quartet zusammengespielt. So haben wir uns kennengelernt. Und so kam eins zum anderen (lacht).
Bis jetzt haben Sie mit dem Quartett auf zwei Alben zusammen gearbeitet – auf ihrer aktuellen Platte „Später noch immer“ und auf dem Live-Album „Der letzte schöne Tag“. Besonders letzteres ist in einigen Stücken sehr energisch und tanzbar. Auf der Live-Platte hat ihre ganze Band mitgewirkt, die in Jena nicht dabei ist. Wird der Abend dadurch musikalisch etwas reduzierter?
Felix Meyer: Wir haben mittlerweile schon einige Konzerte in der Besetzung gespielt und ich kann sagen: am Ende wird immer getanzt! Es gibt oft zwei Lager im Publikum – die einen, die einfach zuhören wollen und die anderen, die sich zur Musik auch bewegen möchten. Beide kommen immer auf ihre Kosten. Ich bin mir sicher, dass das in der Friedenskirche auch wieder so sein wird.
In der Friedenskirche waren Sie schon öfter zu Gast. Haben Konzerte in Kirchen einen ganz besonderen Reiz?
Felix Meyer: Es entwickelt sich bei uns gerade in die Richtung, dass wir etwas weniger in klassischen Clubs und mehr und mehr in Kirchen und Theatern auftreten. Ich mag das sehr. Die Architektur, die Schönheit der Häuser – ich weiß es zu schätzen, in solchen Räumen spielen zu dürfen. Akustisch sind besonders die Kirchen manchmal eine Herausforderung, aber in der Friedenskirche hatten wir noch nie Probleme mit dem Klang. Für eine Besetzung wie bei unserem Gastspiel mit dem mondëna quartet – also mit vier Streicherinnen – sind solche Räume natürlich prädestiniert. Da unterstreicht der Raum die Musik und umgekehrt.
Sowohl ihre Musik als auch ihre Texte sind oft durchzogen von einer tiefen Melancholie, die aber stets hoffnungsvoll nach vorne blickt. Ist das ein Resultat aus ihrer Zeit als Straßenmusiker, in der sie laut eigenen Aussagen „allzu menschliches“ in jedweder Richtung gesehen haben?
Felix Meyer: Auf jeden Fall, das waren prägende Erfahrungen. Diese suche ich aber bis heute. Auch jetzt sehe ich viel Leid auf der einen und viel Glück auf der anderen Seite. Melancholie ist für mich vor allem ein schönes Gefühl. Ich mag es lieber, wenn ein Gedanke mich zum Weinen bringt, als dass er mich kalt lässt. Es ist wichtig, auch in guten Zeiten um die traurigen Momente zu wissen. Dann nimmt man die guten Momente auch in schwerere Zeiten mit.
Felix Meyer, vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Michael Stocker
Felix Meyer & Norman Daßler feat. mondëna quartet: am 16.11.2024 um 20 Uhr in der Friedenskirche Jena. Weitere Informationen sowie Karten sind erhältlich unter www.felixmeyer.eu!
Dieses Interview erschien in Ausgabe Nr.164 im Stadtmagazin07.