Die Premiere im März am Theaterhaus Jena gehört traditionell dem teenpark, der Jugendabteilung des Hauses. Diese schaut in diesem Jahr mit der Stückentwicklung „Trotz“ in einer unterhaltsamen Inszenierung näher auf die Gesellschaft. Wie wichtig ist es, der heutigen Zeit und ihrer Begleitumstände zu trotzen? Und was hat Sisyphos damit zu tun?
Es gibt viele Arten des Trotzes. Kindlicher Trotz, der Eltern gerne mal zur Verzweiflung bringt. Trotz als widerständlerischer Akt. Oder die berühmte Trotzreaktion beim Sport, bei der mit einem „Jetzt erst Recht“ die zurückliegende Mannschaft zu einer fulminanten Aufholjagd ansetzt.

Foto: Oskar Schlechter
Auch wir haben für unser Gespräch einem ungeplanten Umstand trotzen müssen, denn eigentlich waren wir mit Regisseurin Kerstin Lenhart verabredet. Doch eine Stunde vor dem anberaumten Termin funkte die Krankheitswelle, die gerade durch die Republik rauscht, dazwischen. Und so sprangen Regieassistentin Nora Tschuwana, Musiker Tim Helbig, Dramaturg Josef Bäcker und Schauspielerin Marie vom teenpark in die Bresche und gaben uns Einblicke auf die Premiere im März.
Sisyphos als Ideengeber
„Den Rahmen für das neue Stück bildet der Mythos des Sisyphos, den wir als größten Trotzer betrachten, den es je gegeben hat“, erklärt Regieassistentin Nora Tschuwana die Idee hinter der Inszenierung. „Dieser hat sich sogar Göttern entgegengestellt, indem er seinen Stein immer und immer wieder den Berg hinaufgerollt hat. Eine eigentlich vollkommen absurde Situation, die Sisyphos aber angenommen hat. Und genau dort konnten wir gut ansetzen: gibt es Assoziationen zu unserem Leben und unserer Welt? Wann waren wir das letzte Mal trotzig und was macht das mit uns? Können wir uns diesem Trotz entziehen? Oder muss man sich dem Absurden immer entgegenstellen, damit man sich selbst behaupten kann?“

Grafik: Theaterhaus Jena
Marie vom teenpark, die beim Stück als Schauspielerin auf der Bühne stehen wird, gibt weitere Einblicke: „Menschen haben unterschiedliche Auffassungen davon, wogegen es zu trotzen lohnt. Wir lassen das auf der Bühne bewusst ein bisschen offen und drängen niemanden, diesen oder jenen Trotz als den ultimativen Widerstand zu sehen.“ Spannend ist der Weg von der Idee hin zum fertigen Stück: „Wir haben in den Proben Improvisationsshows zu bestimmten Schlagwörtern gespielt und diese weiterentwickelt. Zudem haben wir viele Beispiele von berühmten Trotzern und Trotzerinnen der Geschichte gesammelt, die uns beeindruckt haben und diese in das Stück eingearbeitet.“ Marie hat sich für Modemacherin und Feministin Coco Chanel entschieden, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts einer dominierenden Männerwelt entgegengestellte. „Ich empfinde sie als ziemlich interessante Persönlichkeit. Sie hat schon als junge Frau Hosen getragen – was heute auch wegen Personen wie ihr absolut normal ist, war in der damaligen Zeit vollkommen verpönt.“
Wie schon bei den vergangen Inszenierungen des teenparks ist auch Musiker Tim Helbig wieder mit an Bord. Das verspricht einen erneut musikalischen Abend mit eigens für das Stück komponierten Liedern. Zudem wird auch bekannte Showmusik die Inszenierung begleiten. Tim Helbig: „Klang und Musik werden im Stück wieder eine Verbindung finden. Einerseits wird von den Schauspielerinnen und Schauspielern selbst gesungen, andererseits werde ich Soundscapes entwickeln, so dass auch Situationen geschaffen werden, die außerhalb des tradierten musikalischen Kontexts stattfinden.“
Trotzt der Aufregung!
Wie trotzt denn Nachwuchsschauspielerin Marie dem Druck als Spielende auf der Bühne? „Momentan bin ich noch ganz entspannt“, schaut sie auf die Premiere voraus. „Wir sind ja gut vorbereitet, das macht uns sicherer. Ich sage mir zudem immer, dass das ja nicht wirklich ich auf der Bühne bin, sondern nur meine Rolle. Nach dem Abend schlüpfe ich schnell wieder aus ihr heraus. Das nimmt mir eigentlich jede Aufregung.“
„Trotz“ ist der letzte Teil einer Trilogie, die 2023 mit „Weigert Euch“ begann und im letzten Jahr mit „Under Pressure“ seine Fortsetzung fand. Auch im Abschluss der Reihe findet wieder eine zeitgenössische Verhandlung mit der Gesellschaft statt. Dramaturg Josef Bäcker freut sich auf einen „durchaus politischen Abend voller lebendiger Leichtigkeit mit gesundem Humor.“ Es ist absolut nicht notwendig, die ersten beiden Stücke gesehen zu haben – wer aber die vorangegangen teenpark-Produktionen erlebt hat, wird viele Anknüpfungspunkte finden!
Trotz: am 03.03. (öffentliche Hauptprobe, Eintritt frei) um 19 Uhr sowie am 06.03. (Premiere), 07.03., 08.03., 10.03. und 11.03. um jeweils 20 Uhr im Theaterhaus Jena. Karten sowie weitere Informationen sind zu finden unter www.theaterhaus-jena.de!
Text: Michael Stocker
Dieser Text erschien in Ausgabe Nr.167 im Stadtmagazin07.