Jedes Türchen ein Pläsierchen: Der Stadtmagazin 07-Adventskalender –

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Sie brauchen dieser dunklen Tage mal wieder frische Lektüreideen? Wissen wieder einmal nicht, was verschenken an Weihnachten? Ein Buch geht immer – und Vorschläge haben wir reichlich. Bis zum 24. Dezember öffnen wir hier täglich ein weiteres Türchen, um Ihnen eines jener Bücher mit dem besonderen Etwas vorzustellen, die dieses Jahr das Licht der Welt erblickt haben. Kommen Sie mit uns auf Adventslese – möglicherweise werden Sie ja fündig. Hinter Türchen Nr. 20 zum Vorschein kommt:

Stefanie vor Schulte: »Junge mit schwarzem Hahn«

Stefanie vor Schulte: „Junge mit schwarzem Hahn“
Diogenes, 240 Seiten (geb.)

Auf dunklen Märchenpfaden

Stefanie vor Schultes Debütroman „Junge mit schwarzem Hahn“ hat das Zeug, zu einem der Bücher mit dem größten Nachhall in diesem Leseherbst zu werden. Seinen Bodensatz findet dieser bereits auf den ersten Seiten. Martin, ein stiller, seltsam kluger, dünner, viel zu dünner Junge von elf Jahren, der nur das besitzt, was er auf dem Leib trägt, lebt in der Hütte, die einstmals auch das Heim seiner Eltern und Geschwistern war, bis der Vater eines Tages, plötzlich irre geworden, alle mit dem Beil erschlug – alle, bis auf Martin und seinen treuen, einzigen Freund und Gefährten, den schwarzen Hahn. Inmitten einer Welt, die vom Aberglauben regiert wird, in eine Zeit hineingeboren, in der der Tod allgegenwärtig ist, die Äcker infolge andauernden Kriegswirren brach liegen, alles voller Jammer und Elend ist, scheint er der einzige zu sein, der noch genug Mitgefühl, Mut und Verstand besitzt, um sich einer Aufgabe zu verpflichten, vor der alle anderen längst die Augen verschlossen haben: die verlorenen, die geraubten Kinder wiederzufinden, die ein jedes Jahr im Herbst von namenlosen schwarzen Reitern entführt werden. Eine lange Odyssee durch eine schauerliche Welt führen den Jungen und seinen sprechenden, schwarzen Hahn schließlich auf eine Burg, die sich ihm als Zentrum aller dunklen Machenschaften zu erkennen gibt…

Stefanie Schultes Geschichte lässt sich als ein dunkles, abgründiges Märchen für Erwachsene lesen, in dem viel Schrecken und Verderben steckt, aus dem aber immer wieder auch Momente scheinbar magischer Schönheit und unzerstörbarer Hoffnung hervorscheinen – stetig getragen von der eigentümlich kargen, sonderbar schönen, sprachharmonisch überaus eingängigen Prosa der Autorin, die auf nicht minder großartige weitere Werke der Autorin hoffen lässt.