MANİFEST(O) – Ein polytopisches Oratorium

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Ein Manifest der grenzüberschreitenden Anwesenheit des Menschen, der Erinnerung und Hoffnung: Uraufführung des polytopischen Oratoriums MANİFEST(O).

Im Rahmen des vom 21. Oktober bis 7. November stattfindenden dezentralen und interdisziplinären Theaterprojekts Kein Schlussstrich! wird am Donnerstag, 28. Oktober sowie am Sonntag, 7. November jeweils um 19 Uhr im Volkshaus Jena das polytopische Oratorium MANİFEST(O) des deutsch-türkisch-armenischen Komponisten Marc Sinan aufgeführt.

MANİFEST(O) (türkisch für „Manifest“) vereint sieben, an Schlüsselorten der Taten des NSU aufgeführte Einzelperformances in einem abendfüllenden Werk. Sicht- und hörbar werden dabei Teile der stets gleichzeitig stattfindenden Performances ins Volkshaus Jena übertragen und mischen sich hier präzise koordiniert in das Oratorium, bei dem die Jenaer Philharmonie, zwei Chöre sowie Solistinnen und Solisten unter der musikalischen Leitung von Simon Gaudenz das musikalische Zentrum bilden.

MANIFEST(O) – Gleissendes Licht
Foto: © Achava Festspiele Thüringen / Stefan Kranz

Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur: „Mit MANIFEST(O) bringen wir zwei Qualitäten unseres bundesweiten Projekts „Kein Schlussstrich!“ zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes zusammen: Einerseits macht unser Orchester mit der Aufführung dieses Oratoriums die Stimmen der Opferangehörigen rechter Gewalt hörbar, andererseits wird mit der darin eingebetteten Video-Übertragung der ortsbezogenen Performances in allen direkt vom NSU betroffenen Städten das beeindruckende bundesweite Netzwerk aus Theater, Kulturbetrieben und zivilgesellschaftlichen Trägern sichtbar. Es gehört zur weltoffenen und antirassistischen Haltung unserer Stadtgesellschaft, dieses Ereignis am 28. Oktober oder 7. November live und vor Ort im Volkshaus zu erleben.“

Foto: © NurBaute Berlin

Komponist Marc Sinan: „Die Erkenntnis, dass wir die Freiheit haben, unserem Leben einen Sinn zu geben, bedeutet zugleich die Verantwortung, genau dies zu tun. Die Schuld an den Morden an Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter ist unauslöschlich. Ihre Namen stehen für sich selbst, aber auch stellvertretend für die unzähligen weiteren Opfer rassistischer und faschistischer Gewalt. Wir sollten diese schrecklichen Taten zum Anlass nehmen, uns dem Kern der Verantwortung zu stellen. Wir haben die Fantasie, den Mars zu besiedeln, scheitern aber daran zu formulieren, was das Menschsein wirklich ausmacht? Nein, daran kann ich nicht glauben. Jedoch weiß ich gewiss: Es gibt ihn, den Humanismus einer besseren Zukunft. Und wir müssen ihn gemeinsam finden!“

MANİFEST(O) – Ein polytopisches Oratorium von Marc Sinan: am 28. Oktober sowie am 07. November 2021 jeweils um 19 Uhr im Volkshaus Jena. Tickets für die beiden Konzerte sind erhältlich bei der Jena Tourist-Information, online unter www.jenaer-philharmonie.de sowie ab 45 Minuten vor Konzertbeginn an der Abendkasse.