Stand-Up-Comedy: Deutsch als Fremdsprache

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Die Stand Up-Veranstaltungsreihe Provinz Comedy hat Ende April Drew Portnoy aus den USA zu Gast. Der Amerikaner lebt seit vielen Jahren in Berlin und erzählt äußerst lustig über seine Alltagserfahrungen.

Herr Portnoy, Sie haben während ihrer Schulzeit in den USA Deutsch als Fremdsprache belegt, weil es sonst keiner machen wollte. Haben Sie die Sprache also nur aus Mitleid gelernt?

Portnoy: (lacht) So ungefähr. Mitleid war es aber nicht, eher ein Punk-Gedanke. Alle meine Mitschüler haben sich für Spanisch oder Französisch entschieden, das war der große Renner. Ich wollte ein bisschen anders sein. Also blieb mir eigentlich nur Deutsch.

Dabei hat diese Entscheidung ihr Leben ganz schön beeinflusst. Mitte der 90er tauschten Sie die Rocky Mountains gegen das pulsierende Berlin.

Portnoy: Ich hatte in den 80igern schon ein Austauschjahr in der Nähe von Aachen gemacht, Deutschland war mir also nicht fremd. Aber Ende der 90er wurde es ernst. Ich habe in den USA als Journalist gearbeitet und dachte, es würde gut in meinen Lebenslauf passen, wenn ich ein paar Jahre als Auslandskorrespondent arbeite. Deutsch beherrschte ich mittlerweile ganz gut, also bin ich nach Berlin gezogen – und geblieben.

Drew Portnoy erzählt im Haus auf der Mauer in zwei Shows (einmal Deutsch, einmal Englisch) von seinem Leben als US-Amerikaner in Deutschland.
Foto: Yannick Lambert

Wie sind Sie zur Comedy gekommen?

Portnoy: Comedy ist meine große Liebe, ich wollte das immer machen. Ich war aber der Meinung, dass ich keinerlei Talent dafür besitze. Als ich dann 40 Jahre alt wurde, fasste ich einen Entschluss: einmal gehst Du auf die Bühne, dann kannst Du einen Haken hinter das Vorhaben setzen. Aber die Leute haben gelacht, also habe ich weitergemacht.

Sie hatten eine gute Ausrede parat, falls es nicht geklappt hätte.

Portnoy: (lacht) Genau. Mein erster Auftritt war auf Deutsch. Ich hätte mich einfach hinter der Sprache verstecken und sagen können, dass es nicht funktionierte, weil ich mich in Deutsch nicht so gut ausdrücken kann.

Wo und wie finden Sie ihre Inspiration?

Portnoy: Im Alltag. Eigentlich muss man die Menschen nur beobachten. In der Straßenbahn, im Supermarkt – als Ausländer hat man sowieso eine andere Sicht auf die Dinge und empfindet vieles als kurios. Zum Beispiel Kuchen im Büro: alle deutschen Kollegen flippen vor Freude aus, wenn jemand einen mitbringt, während wir Ausländer das eher unberührt und mit fragendem Blick hinnehmen. So etwas finde ich schon sehr lustig.

Welche großen Unterschiede stellen Sie zwischen Amerikanern und Deutschen fest?

Portnoy: (überlegt) Hmmm…Als Amerikaner kommt einem der Umgang untereinander in Deutschland mitunter sehr hart vor. Man hat schon manchmal das Gefühl, dass man sich hier beim Bäcker dafür entschuldigen muss, etwas gekauft zu haben.

Auf was für einen Abend können sich die Besucher freuen?

Portnoy: Ich liebe das Leben in Deutschland und erzähle deshalb über meine Erlebnisse und über meine Familie. Aber ich nehme mich dabei nicht allzu ernst. Und ich denke, dass sich viele in meinen Geschichten wiederfinden können.

Provinz Comedy präsentiert Drew Portnoy: am 29. April um 19.30 Uhr (Show auf Deutsch) und 21 Uhr (Show auf Englisch) im Haus auf der Mauer in Jena, Johannisplatz 26. Weitere Infos zur Drew Portnoy sind zu finden unter www.berlinerisch.com!

Interview: Michael Stocker
Dieses Interview erschien in Ausgabe Nr. 148 des Stadtmagazins 07.